Address Book
CR 507. Year 1971
Sein 1971 bei Luchterhand erschienenes Buch Annoncenteil. Arbeiten auf/mit Papier hat Jochen Gerz mit einem programmatischen Auftakt eröffnet und mit einem ebenso programmatischen Schlußpunkt geschlossen. Auf die Doppelseite nach dem Titelblatt setzte er einen Satz von Jewgenji Samjatin aus dem Jahre 1920: "Wir alle (vielleicht auch Sie) haben schon als Schulkinder das größte aller uns erhaltenen Denkmäler der Literatur gelesen, den Eisenbahn-Fahrplan." Und auf der letzten Buchseite schreibt Jochen Gerz: "Frage: Welches von allen Büchern, die du kennst, hättest du am liebsten geschrieben? Antwort: Von allen Büchern, die ich kenne, hätte ich am liebsten das Telefonbuch von Paris geschrieben." Beide Programme klingen nur paradox im Zusammenhang mit einer festgeschriebenen Vorstellung davon, was Literatur sei, was ein Buch und was Kunst überhaupt. Beide provozieren nicht nur ein Nachdenken über die Berechtigung der Normen, mit denen das jeweils bestehende für verbindlich erklärt wird. Sondern beide entdecken auch in einem alltäglichen Informations- und Kommunikationsobjekt sowohl Formen der Literatur, wie auch Chancen des Kontakts zwischen den Menschen.
Nowald, 1974
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Visual Poetry
Photography of two pages from the address book of Jochen Gerz (letter S), 17.3 x 25.2 cm
The addresses begining with an S were put down chronologically.